Anti-Korruptions-Management beim Flughafen Köln/Bonn hb2

Complianceforum.de im Gespräch mit Herrn Holger Blume, Leiter Stabsstelle Interne Revision, Datenschutzbeauftragter, Flughafen Köln Bonn GmbH

Complianceforum.de:
1) Was war der Anlass und die Motivation, daß der Flughafen Köln/Bonn ein Anti-Korruptions-Management einführte?

Holger Blume:
Der Flughafen Köln-Bonn ist in einigen Bereichen Marktführer. Um diese Position zu halten, müssen wir Marktentwicklungen beobachten und Zukunftsthemen identifizieren. Die zunehmende Berichterstattung in den Medien über Haftung bei Gesetzesverstößen von Unternehmen und Managern veranlasste uns, eine interne Risikoanalyse durchzuführen. Wir investieren jedes Jahr einen großen Betrag in Bau- und IT-Projekte und identifizierten diese Bereiche als korruptionsgefährdet. Um den möglichen Vorwurf des Organisationsverschuldens zu entkräften, wollten wir Eckpfeiler in die Unternehmensprozesse schlagen, um Korruption und Kriminalität von vornherein zu bekämpfen.   

Complianceforum.de:
2) Wie ist das Anti-Korruptions-Management aufgebaut?

Holger Blume:
Wesentliche Elemente sind das Anti-Korruptionsgremium und ein externer Ombudsmann. An diese beiden Stellen können sich Mitarbeiter wenden, wenn sie Unregelmäßigkeiten bemerken. Wichtig ist, dass der Ombudsmann ein externer Rechtsanwalt ist, der ein Zeugnisverweigerungsrecht besitzt. Hinzu kommt eine Richtlinie über die Annahme von Vorteilen im Geschäftsleben, in der definiert wird, was Mitarbeitern bei der Pflege von Geschäftsbeziehungen erlaubt ist und was nicht. Dies wurde im Intranet und in der Mitarbeiterzeitung kommuniziert, insbesondere unter der Berücksichtigung von internen Gefährdungsanalysen.  Die gemeldeten Fälle werden dokumentiert und anhand einer Checkliste entscheidet das Gremium über die weitere Bearbeitung. Je nach Sachverhalt wird die Presseabteilung informiert oder auch externe dritte Stellen.
 
Complianceforum.de:
3) Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit dem Anti-Korruptions-Management gesammelt?

Holger Blume:
Die Erfahrungen, die wir mit dem Anti-Korruptions-Management gesammelt haben, sind durchweg positiv. Wir haben keinen Anschwärzungstrend erlebt, dass Mitarbeiter Kollegen und Vorgesetzte denunzierten. Signifikante Complianceverstöße haben wir weder vor noch nach Einführung des Anti-Korruptions-Managements erfahren. Die Mitarbeiter kommunizieren offen und ehrlich Sachverhalte, bei denen sie sich im Verhalten unsicher sind. Wir sind stolz, weil es doch Zeichen einer vertrauensvollen Unternehmenskultur ist. Fairerweise sollte man anmerken, daß die Mitarbeiter auf dem Flughafen regelmäßig einer behördlichen Sicherheitskontrolle unterzogen werden und erst danach für die Arbeit freigeschaltet werden. Dies schützt uns vor Wiederholungstätern. Insgesamt hat das Anti-Korruptions-Management die Sensibilität der Mitarbeiter für das Thema Korruption und Kriminalität sensibilisiert.
 
Complianceforum.de:
4) Welche Rolle nimmt dabei die Interne Revision ein?

Holger Blume:
Der Leiter der Internen Revision ist der Leiter des Anti-Korruptionsgremiums, was insgesamt aus drei Personen besteht. Ich führe regelmäßig Kontrollen durch und Gespräche mit Betriebsleitern und Mitarbeitern. Mich freut es immer wieder, wenn Mitarbeiter das persönliche Gespräch suchen, um Rat für Alltagssituationen zu finden. Gerade wenn sie von externen Dienstleistern eingeladen werden. Eine dritte Meinung ist da sehr hilfreich. Und viele sehen nach einem Gespräch ein, daß die Sache einen Nachgeschmack gehabt hätte.
 
Das Gespräch führte Christian Koch.

München, den 30. Juni 2010