Die Interne Revision im Wandel der Zeit

Complianceforum.de im Gespräch mit Christoph E. Rakowski, Direktor Leiter Revision, Deutsche Factoring Bank

Complianceforum.de:
Sehr geehrter Herr Rakowski, die Weltwirtschaft steckt in der Krise. Viele in der Gesellschaft sehen als Verursacher dafür die Banken. Die Rufe nach mehr Regulierung und Aufsicht werden lauter.
Aufsichtsbehörden veröffentlichen Rundschreiben, Anwaltskanzleien kommentieren diese, Berater bieten ihre Dienstleistung an. Wie verhält sich die Interne Revision in dieser Situation?

Christoph E. Rakowski:
Die Finanz- und Wirtschaftskrise machte Schwachstellen bei den IKS der Unternehmen erkennbar. Durch die Internationalisierung und Globalisierung nehmen die Anforderungen an die Revisionsarbeit permanent zu. Zunehmend komplexere Produkte sowie laufende Produktinnovationen stellen auch für die Interne Revision eine neue Herausforderung dar. Darüber hinaus entstehen durch die Entwicklung der Standards für die Praxis der Internen Revision neue qualitative Anforderungen an die Interne Revision.

Complianceforum.de:
Die Abteilung Interne Revision gibt es schon seit Jahrzehnten bei Banken. Wie hat sich das Ansehen und die Wahrnehmung bei Mitarbeitern, Vorständen und Wirtschaftsprüfern im Verlauf der Zeit gewandelt?

Christoph E. Rakowski:
Die Entwicklung vom „notwendigen Übel“ hin zur gefragten Beratungskompetenz ist nicht zu übersehen. Die Interne Revision von heute muss gegenüber der Geschäftsleitung und dem Aufsichtsrat / Prüfungsausschuss jederzeit in der Lage sein, verlässliche Aussagen über der Zustand des internen Kontrollsystems und des Risikomanagementsystems zu geben.

Complianceforum.de:
Die Interne Revision durchleuchtet und überprüft Unternehmensprozesse. Man könnte sagen, daß es keine andere Abteilung gibt, die ein Unternehmen so gut kennt, wie die Interne Revision. Inwiefern macht es Sinn, auf externe Berater zuzugreifen?

Christoph E. Rakowski:
Es kommt meines Erachtens auf die Besonderheiten eines Einzelfalles an. Es ist sicherlich von Vorteil, bei besonders kritischen Krisensituationen, dass die Anwesenheit eines externen Beraters einen gewissen Deeskalationseffekt innerhalb der Organisationseinheiten herbeiführen kann. Zum anderen ist es aufgrund der i.d.R. knappen Personalressourcen für viele Revisionsabteilungen immer schwieriger geworden eine entsprechende Expertise, besonders in den prüfungsintensiven Bereichen wie Controlling oder IT auf einem entsprechenden High Level zu halten.

Complianceforum.de:
Im Kampf gegen Kriminalität im Unternehmen kann die Interne Revision eine entscheidende Rolle spielen. Was sind Ihre Erfahrungen in diesem Bereich?

Christoph E. Rakowski:
Die Interne Revision hat mit der Überprüfung der Angemessenheit und Wirksamkeit der vorhandenen Maßnahmen zur Verhinderung/Aufdeckung der wirtschaftskriminellen Handlungen eine wichtige Rolle in der Unternehmenskultur sowie in der Präventionspolitik des Unternehmens. Die Regelungen der Bankenwelt sind in der MaRisk entsprechend geregelt (AT 4.4. – Die IR hat ...die Wirksamkeit und Angemessenheit des Risikomanagements ... und des IKS ... zu prüfen und zu beurteilen. Demnach ist die IR verpflichtet, zur Verhinderung von wirtschaftskriminellen Handlungen beizutragen Vgl. Standard 1210 DIIR- PA 1210.A2-1).

Complianceforum.de:
Was zeichnet den idealen Mitarbeiter in der Abteilung Interne Revision in einer Bank aus? Welche Tipps könnten Sie einem Berufseinsteiger geben?

Christoph E. Rakowski:
Die Interne Revision steht heute vor zunehmend steigenden Anforderungen an die Expertise der Mitarbeiter insbesondere hinsichtlich der Prüfung von komplexen Prozessketten sowie belastbaren Aussagen zu bestehenden Risiken und deren Vermeidung.

Das Interview führte Christian Koch.

München, den 29. Oktober 2009